Wer konnte das wissen?
Der Starttermin einer neu als Serie angelegten Humor-Veranstaltungsform in den Räumen eines lokalen Pantoffel-, Stiefel- und Schuhherstellers in Zusammenarbeit mit der in dem Marktsegment "Humor in Trier" durch ihre Poetry- und Comedy-Slam-Veranstaltungsreihen bestens vertrauten "produktion am Dom e.V." konnte ungünstiger nicht gelegt sein.
Brüllend heißes, ja schwüles Wetter bis in die Abendstunden, das sich am späten Abend erst kurz nach Veranstaltungsschluss endlich in einem erlösenden Gewitter entlud, trug wohl nicht dazu bei, dass der Grillvater Jahn in Trier noch mal die Badelatschen aus- und die Ausgehsandalen anzog, um sich mit Mutti noch ein wenig Kultur reinzuziehen - und sei es Humorkultur.
Mit Matthias Seling, Andi Steil und Georg Weisfeld hatten die Veranstalter Künstler versprochen, "wie sie abwechslungsreicher nicht sein könnten", Das Versprechen wurde gehalten. Allei das schon eine loebnswerte Wohltat in Zeiten der gebrochenen Versprechen.
Matthias Seling, Österreicher "oberirdisch aufgewachsen", präsentierte einen durchaus nicht unterirdischen Humor, führte virtuos durch den deutschen Dialektdschungel und machte Witze nicht nur den Bühnenraum voll ausnutzend, die so wohl nur ein Österreicher oder Helge Schneider machen darf. So wechselte denn auch die Bandbreite des Lachens im Publikum in Sekundenschnelle vom schallenden Gelächter zum Prusten, vom weiblichen Giggeln ins entlarvend-verschämte Alt-Hohoho mit wachem deutschen Kontrollblick zur Seite, ob man/frau denn da auch lachen darf. Ja man/frau durfte (!)- und tat es auch weiter - einmal losgelassen dann ungeniert. Ungeniert ist auch Matthias Seling. Das Publikum sei gewarnt! Als Vollprofi bringt er nicht absolute Bühnenpräsenz in seinem Programm, sondern steht auch plötzlich extemporierend zu Furcht und Freude seines Publikums aufs Stichwort als Vollkontakter in seinem Publikum.
Ganz anders Andi Steil, der für seine Kunst gerne den einmal geprägten Begriff "Ganzkörpertrommler" angenommen hat und für sich in Anspruch nehmen darf ein Rhythmus-Knacker zu sein. Denn es bleibt schwer genug für einen Rezensenten für die Nacht-Dabeigewesenn zu beschreiben, was er denn da unter Tränen des Lachens gesehen - und gehört haben soll. Was mag bei dem in der Kindheit passiert sein, fragt man sich durchaus mit Anerkennungsneid, dass er sich diese Spielfreude und Kreativität bis ins hohe Alter von rund fuffzig Jahren bewahren konnte. Nichts ist sicher, sicher vor ihm. Kein toter Gegenstand, der nicht zum akustischen Leben erweckt werden könnte und wird. Vom Türstopper bis zum Wok wird alles, was sich nicht wehren kann, im Wahren Sinn des Wortes instrumentalisiert. Die Musikalität und der Ideenreichtum, die als humoristische Funken sofort überspringen, sind eine Herausforderung für Augen und Ohren gelcihzeitig und lassen die Synapsen glühen. Manchmal weiß das Hirn dann nicht, worüber es denn zuerst lachen lassen soll: über die variantenreich mit Wimpeln, Hinweisschildchen, Sternen etc. sauggenapft geschändete und mißbrauchte blanke Schädeldecke oder die akustischen Überraschungseffekte und Neu-Interpretationen der schon klassisch gewordenen Pop-Musik-Literatur. Andi Steil ist nicht einzuordnen - und das ist auch gut so. Die mit vollem Körpereinsatz rhythmisch vorgetragene Kunst braucht ihren Raum, den er auch voll ausnutzt. Zwischendurch ertappt man sich selbst dabei, wie man die Haushaltsgeräte der eigenen Küche der Reihe nach auf Verwertbarkeit durchgeht. Apropos durchgehen: Manchmal hatte man den Eindruck, dass nicht nur die Bühne, sondern auch der Körper zu eng für seine Art des Vortrags nach dem Motto "Alles muss raus!" ist. Auch Andi Steil verdient ein breiteres, (nicht breites, sondern ) hellwaches Publikum. Veranstalter sind gut beraten ihn an Abenden mit mehrern Künstlern als Anheizer einzusetzen.
Als optischen und akustischen Kontrapunkt zum Musikal-Clown neuen Typs mit der Telly-Savallas- oder Yul-Brunner-Gedächntis-Frisur boten die Veranstalter Georg Weisfeld auf. Keinesfalls beleidigt sine dürfte er, wenn er als Meister der leiseren Töne beschrieben und als René König mit Amy-Winehouse-Turm-Gedächtnisfrisur eingeordnet wird. Sein Humor ist keinesfalls schlechter als der der oben Genannten - nur anders. Gerade die Mischung macht's aber. Denn zwischendurch benötigt das Zwerchfell, das in Trier im Jahr selten genug gefordert und strapaziert wird und deswegen anderntags zu Muskelkater neigt, auch mal eine Phase zum Ausruhen haben. Für Momente des Grinsens, Schmunzeln und für humoristische Gedankenausflüge mit dem Pantoffelhelden der mehr literarisch-skurrilen Kleinkunst. Aber auch Georg Weisfeld liebt den und lebt vom Überraschungseffekt: So z.B. wenn er sich zur Verblüffung des Publikums und seiner Erregung durch einen Draht-Kleiderbügel zwängt.
Alles in allem ein absolut gelungener Abend. Den Veranstaltern bleibt zu wünschen, dass sie wissen, dass es in Trier eines langen Atems bedarf - oder um im Bilde zu bleiben: sie sich die Langlaufschuhe anziehen müssen - um außerhalb des Zentrums einen kulturellen Hotspot für alle Altersgruppen zu etablieren. Zumal die wunderschöne Gesamtanlage, die mit ihrem vielfältigen Möglichkeiten (Spielplatz, Beach-Volley-Ball und Basketball-Feldern) auch sonst für Familienausflüge und Besucher aller Altersgruppen nicht nur zur Grillsaison, sondern auch mit hervorragender Küche ganzjährig geöffnet ist, noch gar nicht so ganz im Bewusstsein der Trierer angekommen zu sein scheint.
Ambiente und neue Veranstaltungsform, die die Comedy auch dem reiferen Alter, den Pantoffelhelden und -innen der Generation Viagra und Generation Rollator öffnen soll bzw. das Jungen ins Alter begleitet, haben eindeutig größere Beachtung verdient. Man kann davon ausgehen, dass die die da waren durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu größerem Zuspruch beim nächsten „Event“ beitragen werden. Die Veranstalter sind angewiesen, heldisch durchzuhalten und auf schlechteres Wetter zu hoffen, auf dass beim nächsten MAl mehr Besucher den Weg in die Metternichstraße 35 finden. Dem Leser, der Leserin, die rechnen können, sei gesagt, das man/frau sich für die Hälfte des Geldes wie bei Mario Barth doppelt so gut amüsieren konnte. Geiz kann manchmal soooooooooooo lustig sein.
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Der Starttermin einer neu als Serie angelegten Humor-Veranstaltungsform in den Räumen eines lokalen Pantoffel-, Stiefel- und Schuhherstellers in Zusammenarbeit mit der in dem Marktsegment "Humor in Trier" durch ihre Poetry- und Comedy-Slam-Veranstaltungsreihen bestens vertrauten "produktion am Dom e.V." konnte ungünstiger nicht gelegt sein.
Brüllend heißes, ja schwüles Wetter bis in die Abendstunden, das sich am späten Abend erst kurz nach Veranstaltungsschluss endlich in einem erlösenden Gewitter entlud, trug wohl nicht dazu bei, dass der Grillvater Jahn in Trier noch mal die Badelatschen aus- und die Ausgehsandalen anzog, um sich mit Mutti noch ein wenig Kultur reinzuziehen - und sei es Humorkultur.
Mit Matthias Seling, Andi Steil und Georg Weisfeld hatten die Veranstalter Künstler versprochen, "wie sie abwechslungsreicher nicht sein könnten", Das Versprechen wurde gehalten. Allei das schon eine loebnswerte Wohltat in Zeiten der gebrochenen Versprechen.
Matthias Seling, Österreicher "oberirdisch aufgewachsen", präsentierte einen durchaus nicht unterirdischen Humor, führte virtuos durch den deutschen Dialektdschungel und machte Witze nicht nur den Bühnenraum voll ausnutzend, die so wohl nur ein Österreicher oder Helge Schneider machen darf. So wechselte denn auch die Bandbreite des Lachens im Publikum in Sekundenschnelle vom schallenden Gelächter zum Prusten, vom weiblichen Giggeln ins entlarvend-verschämte Alt-Hohoho mit wachem deutschen Kontrollblick zur Seite, ob man/frau denn da auch lachen darf. Ja man/frau durfte (!)- und tat es auch weiter - einmal losgelassen dann ungeniert. Ungeniert ist auch Matthias Seling. Das Publikum sei gewarnt! Als Vollprofi bringt er nicht absolute Bühnenpräsenz in seinem Programm, sondern steht auch plötzlich extemporierend zu Furcht und Freude seines Publikums aufs Stichwort als Vollkontakter in seinem Publikum.
Ganz anders Andi Steil, der für seine Kunst gerne den einmal geprägten Begriff "Ganzkörpertrommler" angenommen hat und für sich in Anspruch nehmen darf ein Rhythmus-Knacker zu sein. Denn es bleibt schwer genug für einen Rezensenten für die Nacht-Dabeigewesenn zu beschreiben, was er denn da unter Tränen des Lachens gesehen - und gehört haben soll. Was mag bei dem in der Kindheit passiert sein, fragt man sich durchaus mit Anerkennungsneid, dass er sich diese Spielfreude und Kreativität bis ins hohe Alter von rund fuffzig Jahren bewahren konnte. Nichts ist sicher, sicher vor ihm. Kein toter Gegenstand, der nicht zum akustischen Leben erweckt werden könnte und wird. Vom Türstopper bis zum Wok wird alles, was sich nicht wehren kann, im Wahren Sinn des Wortes instrumentalisiert. Die Musikalität und der Ideenreichtum, die als humoristische Funken sofort überspringen, sind eine Herausforderung für Augen und Ohren gelcihzeitig und lassen die Synapsen glühen. Manchmal weiß das Hirn dann nicht, worüber es denn zuerst lachen lassen soll: über die variantenreich mit Wimpeln, Hinweisschildchen, Sternen etc. sauggenapft geschändete und mißbrauchte blanke Schädeldecke oder die akustischen Überraschungseffekte und Neu-Interpretationen der schon klassisch gewordenen Pop-Musik-Literatur. Andi Steil ist nicht einzuordnen - und das ist auch gut so. Die mit vollem Körpereinsatz rhythmisch vorgetragene Kunst braucht ihren Raum, den er auch voll ausnutzt. Zwischendurch ertappt man sich selbst dabei, wie man die Haushaltsgeräte der eigenen Küche der Reihe nach auf Verwertbarkeit durchgeht. Apropos durchgehen: Manchmal hatte man den Eindruck, dass nicht nur die Bühne, sondern auch der Körper zu eng für seine Art des Vortrags nach dem Motto "Alles muss raus!" ist. Auch Andi Steil verdient ein breiteres, (nicht breites, sondern ) hellwaches Publikum. Veranstalter sind gut beraten ihn an Abenden mit mehrern Künstlern als Anheizer einzusetzen.
Als optischen und akustischen Kontrapunkt zum Musikal-Clown neuen Typs mit der Telly-Savallas- oder Yul-Brunner-Gedächntis-Frisur boten die Veranstalter Georg Weisfeld auf. Keinesfalls beleidigt sine dürfte er, wenn er als Meister der leiseren Töne beschrieben und als René König mit Amy-Winehouse-Turm-Gedächtnisfrisur eingeordnet wird. Sein Humor ist keinesfalls schlechter als der der oben Genannten - nur anders. Gerade die Mischung macht's aber. Denn zwischendurch benötigt das Zwerchfell, das in Trier im Jahr selten genug gefordert und strapaziert wird und deswegen anderntags zu Muskelkater neigt, auch mal eine Phase zum Ausruhen haben. Für Momente des Grinsens, Schmunzeln und für humoristische Gedankenausflüge mit dem Pantoffelhelden der mehr literarisch-skurrilen Kleinkunst. Aber auch Georg Weisfeld liebt den und lebt vom Überraschungseffekt: So z.B. wenn er sich zur Verblüffung des Publikums und seiner Erregung durch einen Draht-Kleiderbügel zwängt.
Alles in allem ein absolut gelungener Abend. Den Veranstaltern bleibt zu wünschen, dass sie wissen, dass es in Trier eines langen Atems bedarf - oder um im Bilde zu bleiben: sie sich die Langlaufschuhe anziehen müssen - um außerhalb des Zentrums einen kulturellen Hotspot für alle Altersgruppen zu etablieren. Zumal die wunderschöne Gesamtanlage, die mit ihrem vielfältigen Möglichkeiten (Spielplatz, Beach-Volley-Ball und Basketball-Feldern) auch sonst für Familienausflüge und Besucher aller Altersgruppen nicht nur zur Grillsaison, sondern auch mit hervorragender Küche ganzjährig geöffnet ist, noch gar nicht so ganz im Bewusstsein der Trierer angekommen zu sein scheint.
Ambiente und neue Veranstaltungsform, die die Comedy auch dem reiferen Alter, den Pantoffelhelden und -innen der Generation Viagra und Generation Rollator öffnen soll bzw. das Jungen ins Alter begleitet, haben eindeutig größere Beachtung verdient. Man kann davon ausgehen, dass die die da waren durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu größerem Zuspruch beim nächsten „Event“ beitragen werden. Die Veranstalter sind angewiesen, heldisch durchzuhalten und auf schlechteres Wetter zu hoffen, auf dass beim nächsten MAl mehr Besucher den Weg in die Metternichstraße 35 finden. Dem Leser, der Leserin, die rechnen können, sei gesagt, das man/frau sich für die Hälfte des Geldes wie bei Mario Barth doppelt so gut amüsieren konnte. Geiz kann manchmal soooooooooooo lustig sein.
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